05. Mai 2025

Kirchentag mit erhofft starkem Zuspruch in einer Zeit der Fragen


Mit einem großen Abschlussgottesdienst vor 26.000 Menschen auf dem Platz der Menschenrechte und bei der Übertragung auf dem Opernplatz endete der 39. Deutsche Evangelische Kirchentag in Hannover. Allein 2.000 Bläserinnen und Bläser sorgten für Kirchentagsatmosphäre.

In ihrer Predigt stellte Hanna Reichel, Lehrstuhl Systematische Theologie, Princeton USA, mit Blick auf US-Vicepräsident J.D. Vance´s Aussage, Familie und Land kämen zuerst, die Liebe Gottes als verbindende Kraft zwischen allen Menschen heraus: „Die ganze Welt gehört Gott. Und Gottes Liebe gilt eben auch den ‚anderen‘ und wenn sie noch so nervig sind. Wovor wir uns fürchten sollten, ist mit unserer kleinkarierten Liebe Politik zu machen. Sie baut Mauern, zieht Gräben, und teilt die Welt in Freund und Feind ein. Aber nichts von all unseren Trennungen und Ängsten, kann uns trennen von der Liebe Gottes (…).“

Wie erhofft gelang es erneut über 100.000 Menschen für den Kirchentag zu begeistern. Mit 81.000 verkauften Tickets, 150.000 Menschen beim Abend der Begegnung, 30.000 Menschen bei Konzerten und Abendsegen in der Innenstadt sowie 67.000 Zuschauenden im Web verzeichnete der Kirchentag in allen Bereichen mehr Zuspruch als noch vor zwei Jahren.

Kirchentagspräsidentin Anja Siegesmund führte dies unter anderem auf den Bedarf an konzentrierter Nachdenklichkeit zurück: „Ja, wir sind mit Sorgen hierhergekommen, die Liste der offenen Fragen war ziemlich lang. Auf die meisten gibt es keine einfachen Antworten. Aber der Dialog in Gemeinschaft führt uns weiter. Dieser Kirchentag tat gut. Sein Schatz waren die Menschen, die sich intensiver als sonst in den Dialog begaben und um das beste Argument rangen. Offen und fair. Unsere Power von Washington bis Hannover ist Barmherzigkeit und Liebe.“

Mit dem Blick über den Atlantik nahm Siegesmund nochmals Bezug auf die bewegenden Beiträge von Mariann Edgar Budde, Bischöfin aus Washington - für viele Teilnehmende das stärkendste Highlight des Kirchentages. Siegesmund: „Es beindruckte uns, wie mutige Frauen, wie Mariann Budde, starke Worte sprechen, ohne daraus Macht abzuleiten.“

Generalsekretärin Kristin Jahn zeichnet Alleinstellungsmerkmale und Veränderungen beim Kirchentag nach: „Kirchentage können das Salz in der Suppe unserer Kirchen und in unserem Land sein. Sie bieten eine spirituelle Pause für Mensch und Gesellschaft. Raum für die vermeintlichen Schwachen, um ihre Stärke zu zeigen. Die Rückmeldung von Betroffenen sexualisierter Gewalt, der Kirchentag habe ihnen und ihren Anliegen gutgetan, macht uns sehr glücklich. Trotzdem sehen wir uns auch weiterhin in der Verantwortung, auch in Bezug auf die eigene Vergangenheit. Wir werden den Weg fortschreiten und mehr Raum für Beteiligung und Austausch untereinander bieten.“

Oberbürgermeister Belit Onay, „Der Evangelische Kirchentag in Hannover war ein Geschenk – für die Stadt, für die Menschen, für den Glauben und für den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Er hat unsere Stadt in einen Ort der Gemeinschaft, der Offenheit und des Dialogs verwandelt – und ich finde, das steht Hannover gut! Wir haben erlebt, wie unsere Innenstadt aufleuchtet, wenn so viele Menschen zusammenkommen: bunt, friedlich, neugierig, engagiert. Danke den unglaublich vielen ehrenamtlichen Helfenden, Sicherheitskräfte und Menschen in der Stadt, die diesen Kirchentag erst möglich gemacht haben. Ich freue mich auf ein Wiedersehen – vielleicht bei einem nächsten Kirchentag. Aber mit derselben Überzeugung: dass wir gemeinsam für Frieden, Gerechtigkeit und Zusammenhalt einstehen – in unserer Stadt, in der Welt, in der Kirche und in unserem Alltag.“

Hintergrund

Der Deutsche Evangelische Kirchentag wurde 1949 als christliche Laienbewegung gegründet und besteht bis heute als unabhängiger Verein fort. Alle zwei Jahre bringt er als Dialog- und Kulturevent viele tausend Menschen in einer anderen deutschen Großstadt zusammen. Der nächste Kirchentag findet vom 30. April bis 4. Mai 2025 in Hannover statt. Er steht unter der Losung "mutig - stark – beherzt" (1 Kor 16,13-14). Weitere Informationen finden Sie unter kirchentag.de.  

Text: Kirchentag





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