19. Mai 2025
GEPA feiert 50-jähriges Bestehen
Vor 50 Jahren wurde die Gepa gegründet, die „Gesellschaft zur Förderung der Partnerschaft mit der Dritten Welt“. Aus der Initiative für gerechten Handel wurde der größte europäische Importeur fair gehandelter Lebensmittel und Handwerksprodukte aus dem Globalen Süden. In Zeiten eines immer härter werdenden Handels sucht das Wuppertaler Unternehmen nach Strategien für die Zukunft.
„Jute statt Plastik“: Die Taschen mit diesem eingängigen Slogan haben in der alternativen Szene in Deutschland eine Epoche geprägt und sind im kulturellen Gedächtnis verankert. Zu verdanken ist die Erfolgsgeschichte Gerd Nickoleit, einem Pionier des fairen Handels, der die Jutetasche von Bangladesch vor Jahrzehnten nach Deutschland brachte. Mittlerweile ist der Mitbegründer der Fair-Handelsgesellschaft Gepa in Wuppertal 81 Jahre alt. Für die Idee des gerechten Handels brennt er nach wie vor. „Die Idee des fairen Handels ist weiterhin richtig und wichtig – auch in Zukunft“, sagt Nickoleit im großen Verkaufsraum der Gepa-Firmenzentrale im Wuppertaler Westen. „Sie wird daher neue Überzeugungstäter finden.“ Am 14. Mai 2025 feiert das Unternehmen sein 50-jähriges Bestehen.
Mit Reiselust hat alles angefangen
Dem Überzeugungstäter Nickoleit ging es in seiner Arbeit immer darum, „soziale und betriebswirtschaftliche Aspekte zusammenzubringen“. Nach einer Ausbildung zum Industriekaufmann in einem Textilunternehmen in der Nähe von Hamburg und einem Studium der Betriebswirtschaft an der Fachhochschule Siegen habe es ihn schon als jungen Mann in die weite Welt getrieben, erzählt er: „Angefangen hat alles mit meiner Reiselust.“
Ungerechtes globales Wirtschaftssystem
Nickoleit lebte und arbeitete drei Jahre in Peru sowie als Entwicklungshelfer im Iran. „Ich bin in den Ländern immer gastfreundlich empfangen worden“, berichtet er. Bei seinen Aufenthalten in den Ländern erlebte er aber auch, wie ungerecht das globale Wirtschaftssystem gerade für Kleinbauern sein kann.
Erster Geschäftsführer der „Aktion Dritte Welt Handel“
Nach einer Beschäftigung unter anderem für das evangelische Hilfswerk „Brot für die Welt“ wurde Nickoleit erster Geschäftsführer der „Aktion Dritte Welt Handel“, die aus Kritik an der offiziellen Entwicklungspolitik entstanden war. Sichtbares Zeichen dafür waren etwa die Hungermärsche, die im Jahr 1970 durch rund 70 Städte zogen. In der Folge verkauften Kirchengemeinden und Aktionsgruppen in Deutschland Kunsthandwerk und später fair gehandelten Kaffee, dem weitere Lebensmittel und Produkte folgten. „Damals sagte man: In den Kirchen wird mehr gehandelt als gebetet“, sagt Nickoleit mit einem Schmunzeln.
Zuständig für die ethische Ausrichtung der Firma
Als Konsequenz darauf schrieb der visionäre Handelsexperte im Jahr 1974 als Geschäftsführer der „Aktion Dritte Welt Handel“ den Antrag zur Gründung einer Importgesellschaft bei den kirchlichen Hilfswerken „Brot für die Welt“ und Misereor, die ein Jahr später erfolgte. In der Gründungsphase erhielt er die Anfrage, ob er nicht als Leiter der Abteilung „Grundsatz und Politik“ für die ethische Ausrichtung der Firma zuständig sein wolle. Er wollte: Am 1. April 1978 begann seine Arbeit bei der Gepa.
Am Anfang gab es unterschiedliche Erwartungen
Im fairen Handel, der damals noch „alternativer Handel“ genannt wurde, gab es aber durchaus unterschiedliche Erwartungshaltungen. So setzten etwa die Weltläden bei ihrem Geschäftsmodell sehr stark auf Bildungsarbeit und weniger auf Warenabsatz und Marketingkonzepte. Die Kooperativen, Kleinbauern und Handwerker in den Ursprungsländern mussten aber von dem Verkauf der Waren leben. Damals sei erkannt worden, dass „man die Partner stärker in den Mittelpunkt stellen“ muss, sagt Nickoleit.
Kaffee und Schokolade sind Klassiker der Produktpalette
Zur Handelspalette der Gepa gehören Klassiker wie Kaffee, Tee und Schokolade sowie weitere Lebensmittel wie Süßwaren, Honig, Brotaufstriche, Wein oder Reis. Im Bereich Non-Food wird mit Korbwaren, Textilien, Kerzen oder Seifen gehandelt. Gepa-Produkte finden sich bundesweit in 900 Weltläden und vielen Supermärkten, im Biohandel, in Restaurants und Kantinen sowie in kirchlichen und sozialen Einrichtungen.
Von der Referenz zur Relevanz
Der faire Handel ist inzwischen ein umkämpfter Markt, auf dem sich die Gepa behaupten muss. Geschäftsführer Peter Schaumberger packt die Herausforderung in das Motto: „Wir müssen von der Referenz zur Relevanz kommen.“ Während in den Weltläden mit dem Kauf jedes Produkts auch eine Geschichte erzählt werden solle, gehe es bei der Distribution über den Lebensmitteleinzelhandel darum, mit Produkten und Markenartikeln zu überzeugen und überhaupt ins Regal genommen zu werden.
Mehr Breite im Regal
„Bislang ist Gepa eine Marke, die vor allem für Kaffee, Schokolade und Tee bekannt ist“, erklärt Schaumberger. Diese Warengruppen machten über 85 Prozent des Umsatzes aus. Gerade beim Verkauf über den Einzelhandel und die Biomärkte müsse es aber darum gehen, „mehr Breite“ im Regal zu erhalten. Angesichts der mittlerweile zahlreichen Umwelt- und Fair-Trade-Siegel will das Unternehmen mit seiner Glaubwürdigkeit punkten und Aufmerksamkeit bei den Kunden generieren.
Der Claim: „Taste a fair world“
Dazu wurde eine Markenstrategie aufgelegt, die den Begriff „Gerechtigkeit“ nach vorne stellt und vor allem jüngere Zielgruppen ansprechen soll. So findet sich unter dem Gepa-Logo – einem geschwungenem G – der Claim: „Taste a fair world“ (Schmecke/Probiere eine gerechte Welt). Auf immer mehr Verpackungen prangt zudem der Begriff „Fairness“. Damit wolle man den Kunden deutlich machen: „Wenn ich dieses Produkt kaufe, trage ich zur Gerechtigkeit bei“, sagt der Geschäftsführer.
Gepa hat viele Veränderungen im Welthandel bewirkt
Nach den Worten von Gepa-Mitgründer Nickoleit hat die Gepa als Pionierin des fairen Handels „wichtige Veränderungen im System“ erreicht. Auch wenn die Idee eines an Ausgleich und Gerechtigkeit orientierten Welthandels angesichts eines oft nationalistisch geprägten Wirtschaftsdenkens aktuell einen schweren Stand zu haben scheine, hält er den von der Gepa gewählten Weg für den richtigen. Allerdings müsse der faire Handel „immer wieder neu interpretiert und an sich verändernde Situationen angepasst werden“, betont der 81-Jährige.
Hintergrund
Der Name Gepa (Eigenschreibweise „GEPA“) steht für „Gesellschaft zur Förderung der Partnerschaft mit der Dritten Welt“. Im Jahr 2023 erzielte das Unternehmen einen Großhandelsumsatz von 76,4 Millionen Euro. Das Unternehmen mit Firmensitz in Wuppertal kooperiert mit acht regionalen Fair-Handelszentren in Deutschland und versorgt etwa 900 Weltläden und rund 3.000 Aktionsgruppen mit den fair gehandelten Waren. Gesellschafter der Gepa sind die kirchlichen Hilfswerke Misereor und „Brot für die Welt“, die Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend in Deutschland, der Bund der Deutschen Katholischen Jugend und das katholische Kindermissionswerk „Die Sternsinger“.
Text: epd/Michael Bosse